Der Bezirkselternausschuss Reinickendorf fordert die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf, die Regeln zur Kurswahl in der Sekundarstufe II sowie der Belegungs- und Einbringverpflichtung zum Abitur dergestalt zu verändern, dass den Schülern eine Schwerpunktbildung nach ihren Leistungen und Neigungen gemäß § 26 Abs. 1 des Schulgesetzes uneingeschränkt ermöglicht wird. Die Einschränkung der Kurswahl durch die verpflichtende Wahl zweier Prüfungsfächer aus den Fächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprache ist abzuschaffen. Außerdem ist sicherzustellen, dass insbesondere die Fächer Physik, Chemie, Biologie, Informatik, Wirtschaft und Sport an allen Oberstufen als Leistungskurs angeboten werden können.
Begründung:
Das Schulgesetz betont in § 26 Abs. 1:
„Das Gymnasium vermittelt seinen Schülerinnen und Schülern eine vertiefte allgemeine Bildung und ermöglicht ihnen entsprechend ihren Leistungen und Neigungen eine Schwerpunktbildung, die sie befähigt, nach Maßgabe der Abschlüsse ihren Bildungsweg an einer Hochschule oder in beruflichen Bildungsgängen fortzusetzen.“
Dem folgend bietet die Sekundarstufe II eine Kombination von Grund- und Leistungskursen, die diese beiden Aufgaben eigentlich abbilden sollten. Die Leistungskurse stehen hierbei für den Teil der Schwerpunktbildung, der die Schüler entsprechend ihren Leistungen und Neigungen zu einer weiterführenden Hochschulausbildung befähigen soll.
Dem steht aber die derzeitige Praxis völlig entgegen: Durch die umfangreichen Kurswahlvorschriften wird die Leistungskurswahl derart eingeengt, dass vor allem die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache als Leistungskurs gewählt werden, obwohl die wenigsten dann anschließend ein entsprechendes Studium oder eine entsprechende Berufsausbildung beginnen. Im Gegenteil basieren die allermeisten gewählten Studiengänge eher auf naturwissenschaftlichen Fächern, die aber als Leistungskurs oft von den Schulen auch aufgrund zu geringer Teilnehmerzahlen gar nicht angeboten werden können. Dass dies aber nicht daran liegt, dass die Schüler keine Neigungen zu diesen Fächern entwickelt haben, beweist das Wahlverhalten bei den Studienfächern.
Ja, die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache sind wichtig. Aber die wenigsten wollen auf dieser Fächerbasis anschließend ein Hochschulstudium oder eine Berufsausbildung beginnen, sondern sehen diese Fächer lediglich als wichtige Grundlage für etwas anderes. Dies ist aber nicht der Sinn der Leistungskurse, dafür aber der Grundkurse.
Von der Wirtschaft werden unseren Abiturienten immer wieder mangelnde Kenntnisse vor allem in den Fächern Deutsch und Mathematik vorgeworfen. Dies betrifft aber nicht den Stoff, der in der Sekundarstufe II gelehrt wird, sondern stattdessen grundlegende Fähigkeiten wie Rechtschreibung und Grundrechenarten, Bruch- oder Prozentrechnung, die zum Lehrplan der Grundschule gehören. Deshalb muss der Mangel dort abgestellt werden und nicht durch den Zwang, in diesen Fächern die Abiturprüfung abzulegen, wo aber die bemängelten fehlenden Kompetenzen gar nicht abgetestet werden.
Wir halten deshalb insbesondere die Vorschrift, dass zwei Prüfungsfächer aus dem Bereich der Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache sein müssen, für falsch.
Stattdessen sollte es jedem Schüler uneingeschränkt möglich sein, die Fächer als Leistungskurse zu wählen, die er aufgrund seiner Leistungen und Neigungen wählen möchte und nicht die, die er aufgrund der Beleg- und Einbringverpflichtungen sowieso belegen muss, um dafür dann andere, interessantere, Kurse als Grundkurs belegen zu können. Die Wahl der Studienfächer an Hochschulen zeigt stattdessen einen großen Bedarf bei den Naturwissenschaften, Wirtschaft und Informatik. Deshalb sollte es hier auch an jeder Schule ein entsprechendes Leistungskursangebot geben, was auch bedeutet, dass diese Fächer bereits in der 10. Klasse angeboten werden müssen, damit man sie als Prüfungsfach wählen kann. Dies ist zumindest im Fach Informatik an viel zu wenigen Schulen der Fall.
Das Fach Sport als Leistungskurs sollte auch nicht nur den Sportschulen vorbehalten sein, sondern bietet mit seinem theoretischen Teil in Kombination mit dem Fach Biologie durchaus eine gute Vorbereitung für ein Medizinstudium.